Flagge zeigen für den Nachwuchs

Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung vom 18. Oktober 2010

Holzgerlingen: Volles Haus rund um die Stadthalle bei der Ausbildungsplatzbörse für die Schönbuchlichtung

Von Hansjörg Jung

Dienstleister, Weltfirmen und Handwerksbetriebe warben bei der Ausbildungsplatzbörse in der Holzgerlinger Stadthalle um den Nachwuchs. Und der strömte in Scharen an die Informationsstände. Eine der wichtigsten Botschaften für die jungen Leute. Das Zeugnis ist für den Ausbildungsplatz wichtig, aber nicht alles und ohne ein Praktikum geht in vielen Ausbildungsbetrieben gar nichts.

„Selbst viele Holzgerlinger wissen nicht, was die Firma Gottlieb Binder überhaupt herstellt“ sagt Ernst Spingler, Personalleiter beim Holzgerlinger Spezialisten für Klettverschluss-Systeme. Fatal für den Betrieb, der im Verhältnis zur Mitarbeiterzahl mehr Patente jährlich anmeldet als Bosch oder Siemens. Doch wer von der Tätigkeit eines Betriebes keine Vorstellung hat, der bewirbt sich dort auch nicht. So bleiben Bewerbungen auf Lehrstellen aus. Grund genug für die Firma, bei der Ausbildungsplatzbörse Flagge zu zeigen und um Nachwuchs zu werben.

Zentral für mehr Angebote

Seit vier Jahren richtet das Holzgerlinger Jugendreferat unter Federführung des Waldhauses als zentrale Veranstaltung für die Schönbuch-Kommunen, Holzgerlingen, Waldenbuch, Altdorf, Hildrizhausen und Weil im Schönbuch aus. „Nur eine große und regionale Veranstaltung schien attraktiv genug, um ein möglichst breites Spektrum an Ausbildungsbetrieben zur Börse zu holen, von dem die Schülerinnen und Schüler profitieren sollten“, sagt der Holzgerlinger Jugendreferent Frank Kienzler.

Doch auch Weltfirmen wie Daimler oder Eisenmann, die keinen Mangel an Bewerbungen haben, stehen bei der Ausbildungsplatzbörse nicht zurück. „Wir freuen uns über interessante Gespräche, denn wir wollen den jungen Leuten unser Ausbildungsangebot schmackhaft machen und ihnen eine Entscheidungshilfe geben“, sagt Stefanie Rupps, in der Daimler-Personalabteilung zuständig für Einstellungen und Marketing. Nachgefragt sind dabei von den Abiturienten die Dualen Hochschulstudiengänge zum Wirtschafts- oder Maschinenbau-Ingenieur. In den Ausbildungsberufen steht der Kfz-Mechatroniker und der Mechatroniker ganz vorn in der Beliebtheitsskala.

Diese Erfahrung teilt auch Martin Schmeckenbecher, Ausbildungsleiter bei der Eisenmann AG. „Der Mechatroniker besitzt ein gutes Image. Viele kennen den Begriff, doch kaum einer weiß, was er bedeutet“, sagt er. Der Schlüssel zum Ausbildungsplatz bei den Anlagenbauern aus Böblingen liegt nicht nur in einem ordentlichen Zeugnis. „Wir möchten die Persönlichkeit kennenlernen“, sagt Schmeckenbecher. Dazu werden vor Ort Kontakte geknüpft, die in ein Praktikum münden können, bei dem sich der Bewerber einerseits ein Bild von seiner späteren Berufstätigkeit machen, und der Ausbildungsbetrieb den Bewerber näher unter die Lupe nehmen kann. Martin Schmeckenbecher: „Da denken wir ähnlich wie ein Handwerksbetrieb“.

Handwerksbetriebe sind bei der Ausbildungsplatzbörse rund um die Holzgerlinger Stadthalle eher dünn gesät. „Schreiner ist nicht gerade ein Trendberuf“, sagt Thomas Maurer, Inhaber von Dannecker Möbel und Innenausbau. Mit zwei weiteren Schreinereibetrieben hält er das Fähnlein seiner Innung hoch. Wie andere Handwerker auch, lässt die Ausbildungsplatz-Nachfrage bei den Schreinern eher zu wünschen übrig. „Dabei gibt es in kaum einem anderen Beruf eine solche Vielfalt an Produkten, Techniken und Materialien“, wirbt der Schreiner-Meister für sein Metier – in dem zunehmend auch Mädchen Fuß fassen.