Das Hin und Her mit der Zeitumstellung

von Sarah Alexandrof

Ab dem 31. März ticken die Uhren wieder anders – die Sommerzeit hält in vielen Ländern der Welt Einzug. Eigentlich hätte die heurige Uhrenumstellung europaweit die letzte Sommerzeit überhaupt bringen können, nun sieht es doch anders aus.

In einer 2018 von der EU durchgeführten Online-Umfrage stimmten 84 % der Teilnehmer für eine Abschaffung der Zeitumstellung. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker wollte dieses unverbindliche Ergebnis zum Anlass nehmen, die EU-Mitgliedsstaaten am 1. April 2019 darüber entscheiden zu lassen. Dies wurde allerdings seitens der Mitgliedsstaaten abgelehnt, da das Votum zu kurzfristig käme und man sich außerdem darauf einigen müsse, ob fortan die Sommer- oder Winterzeit gelten solle. Zumindest der Verkehrsausschuss des Europaparlaments sprach sich am 4. März klar für ein Ende der Unterscheidung von Winter- und Sommerzeit aus.

Am 26. März folgte das Parlamentsplenum dieser Empfehlung – 410 Abgeordnete stimmten für das Aus der halbjährlichen Zeitumstellung. Bis zum April 2020 dürfen die Mitgliedsstaaten nun entscheiden, ob sie an der Sommer- oder Winterzeit festhalten wollen. Natürlich sollte dabei ein Konsens für den ganzen Kontinent gefunden werden, um ein Wirrwarr aus verschiedenen Zeitzonen zu verhindern. Verbindlich kann der neue Beschluss des Plenums erst dann werden, wenn zunächst die EU-Verkehrsminister und infolgedessen die Unterhändler des EU-Parlaments sich auf einen Kompromiss einigen. Parlament und EU-Rat entscheiden in dieser Sache gemeinsam. Da dies vor Herbst 2019 nicht zu erwarten ist, kann die Abschaffung der Zeitumstellung frühestens 2021 geschehen.

Massive negative Auswirkungen

Auch wenn die Aufhebung der Sommer-/Winterzeit bis zuletzt an politischen Hürden scheiterte, war das Interesse daran zumindest in der Bevölkerung offensichtlich schon länger groß – die vielen Zugriffe auf die letztjährige Online-Befragung zwangen die EU-Server wiederholt in die Knie. Mögliche Gründe für dieses kollektive Aufbäumen liegen auf der Hand: Da das Tageslicht unserer inneren Uhr den Takt vorgibt, wird mit ihm auch der menschliche Biorhythmus verschoben. Je größer der Unterschied zwischen der inneren und der sogenannten sozialen Uhr, umso problematischer sind die körperlichen und psychischen Auswirkungen. Besonders der Wechsel zur Sommerzeit bringt häufig negative Folgen wie Schlafstörungen, Herz-Kreislaufprobleme, depressive Verstimmungen u.v.a. mit sich, die physiologischen Studien zufolge monatelang anhalten können. Speziell in der Landwirtschaft leiden auch die Tiere unter diesen Veränderungen, da Fütterung und morgendliches Melken jeweils eine Stunde früher oder später geschehen.

Überholter Unsinn?

1973 wurde die Zeitumstellung in Frankreich eingeführt, seit 1996 gilt sie in der gesamten EU. Die ursprünglichen Beweggründe waren energiepolitischer und wirtschaftlicher Natur, der tatsächliche Nutzen wird aber auch diesbezüglich stark angezweifelt: Beobachtungen zufolge wird in der Sommerzeit zunächst durchaus Strom gespart. Dies relativiert sich aber spätestens dann wieder, wenn im Herbst die Heizungen eine Stunde früher eingeschaltet werden und an heißen Tagen die Klimaanlagen eine Stunde länger laufen. Im US-Bundesstaat Indiana ließ sich nach Einführung der künstlichen Sommerzeit sogar ein 1%-iger Anstieg des Stromverbrauchs feststellen.

Quelle: www.samina.com